Über den Weg nach Westaustralien über den „Nullarbor“ hört man viele wilde Geschichten. Wenn man den Reiseführer (Lonely Planet) befragt leitet dieser mit der Passage „You’ll only share the road with caravans, road trains and cyclists of questionable sanity“ ein. Aber fangen wir mal vorne an.
Nachdem wir die Eyre Peninsula hinter uns gelassen haben steht nun die erste große Strecke durch menschenfeindliche Umgebung an. Um uns darauf vorzubereiten machen wir alles, was man eben so tun muss, wenn man den Leuten Glauben schenken darf. 1200km kein Trinkwasser, Benzinpreise jenseits der 2$ Marke und andere wilde Gerüchte sorgen dafür, dass wir das Auto voll tanken bis das Benzin bis zum Anschlag steht und uns mit Vorräten eindecken, die uns locker durch mehrere Wochen in der Wüste bringen könnten. Better safe than sorry. Da in Ceduna nicht wirklich viel los ist entscheiden wir uns nach dem kurzen Besuch im Visitor Centre unsere Pläne zu ändern. Eigentlich wollten wir eine Nacht in Ceduna bleiben und am nächsten Morgen die große Reise starten, so entschieden wir uns aber nun dazu uns schon am heutigen Tag um ca. 13 Uhr auf den Weg zu machen. Von Ceduna bis zum ersten Roadhouse sind es nur knapp 300km und somit hätten wir heute schon das erste Viertel der Strecke geschafft. Also machen wir uns auf den Weg.
Ein bisschen mulmig ist einem schon, denn für die nächsten 1200-1400km heißt das natürlich auch kein Handyempfang, keine Werkstätten und so weiter. Und es geht bis Norseman nur geradeaus. 1200km geradeaus durch unwirkliche Landschaften wo angeblich nicht ein Baum wächst. Das verspricht eine spannende Fahrt zu werden. Und tatsächlich nimmt die Vegetation nach den ersten 250km merklich ab. Bäume werden weniger, bis letztendlich nur noch Sträucher und Büsche ürbigbleiben. Alle 10-15km liegt der Geruch von verwesendem Fleisch in der Luft, der in der Regel, von toten Kängurus, Wombats oder Vögeln am Straßenrand herrührt. Diese toten Tiere sind im wahrsten Sinne des Wortes ein gefundenes Fressen für die Krähen, die sich in ganzen Schwärmen auf der Straße über die faulenden Kadaver hermachen. Absolut groteske Szenen, die sich da vor unseren Augen abspielen.
Wir erreichen das Roadhouse sicher und verbringen die erste Nacht unter klarem Sternenhimmel um am nächsten Tag direkt wieder weiterzufahren. Hier gibt es wirklich nichts außer ein paar Büschen auf der Strecke. Google hält das wohl trotzdem für interessant, seinen Nutzern dies auch in der Street View zu zeigen, denn am ersten Roadhouse treffen wir auf ein Auto mit Google Maps Aufschrift und Kamera auf dem Dach. Wie das so ist sind die ganzen Geschichten aber in der Regel übertrieben. Über 1.85$ pro Liter Benzin haben wir nie bezahlt und auch an Wasser kommt man in der Regel an jedem Roadhouse. Nur bei der Länge, da stimme ich zu. Zu allem Überfluss befindet sich auf diesen kargen 1200km auch noch eine der längsten geraden Straßen Australiens. Neben der Vegetation scheint es hier auch Kurven nicht zu gefallen und so muss man tatsächlich 150km ohne jede Lenkbewegung hinter sich bringen. Man könnte also eine Latte zwischen Gaspedal und Lenkrad klemmen und ein kleines Schläfchen machen. Das Ganze ist natürlich gleichermaßen sehenswert und anstregend. Und das mit den Cyclists stimmt so weit auch, denn von denen haben wir einige gesehen. Und noch viel gruseliger war, dass einer wohl noch verrückter war und meinte er muss die 1200km joggen, mit einem geländegängigen Kinderwagen voller Wasserkanister. Wenn das nicht mal nach Spaß klingt.
Zur Erheiterung der Reisenden gibt es auf dem Nullarbor auch noch den längsten Golfkurs der Welt. 18 Löcher sind verteilt über sportliche 1400km. Wir hätten gerne mitgespielt, aber da man für den Pass 70$ pro Person bezahlen muss und dann auch noch Schläger braucht überließen wir das den erfahrenen Golfern.
An der Grenze zu Westaustralien wurde unser Proviant unvorhergesehenermaßen dezimiert, denn an der Pest Control Stelle bekamen wir 3 Zwiebeln und den Honig aus dem Supermarkt abgenommen. Man darf nämlich weder Obst, noch Gemüse und auch keinen Honig mit in den Bundesstaat Western Australia bringen. Schade um die Zwiebeln, aber was solls.
Der Rest der Strecke ist dann schnell erzählt. Es geht geradeaus, die Bäume werden wieder mehr und letztendlich landen wir sicher in Norseman, von wo aus wir uns gleich weiter nach Esperance aufmachen. Ab jetzt heißt es „Hallo Western Australia“. Mehr dann im nächsten Post.
Simon
150 Kilometer straight ahead, der reine Wahnsinn. Und so, wie ihr es beschreibt ganz schön gruselig ! Ich meine so ohne Vegetation, mit Tierkadavern,Verwesungsgeruch und Krähen, die die toten Viecher fressen – fehlen bloß noch Skelette und Totenschädel am Wegesrand – hört sich ein bisschen so an wie im schlechten Horrorfilm 🙂
Und was war die Erklärung für die Versagung der Einfuhr bestimmter Nahrungsmittel ?? …gibt es im anderen Bundesstaat besondere Zwiebeln und eigenen Honig ??? – komisch.
Hoffen euch geht’s gut, weiterhin unvergessliche Erlebnisse………
Gruß Rainer